[Beitragsbild: Collage von Rute Marta Jansone, gemopst hier]
Heute früh stieß ich zufällig auf YouTube auf diese schöne Version eines absoluten lettischen Klassikers (ich kenne keine Lett(inn)en, die das nicht kennen):
Musste ich dann doch mal übersetzen. Zum Mitsingen!
Aleksanders Čaks (1901-1950)
Geständnis (Atzīšanās)
Tränenschleier am Glas. Welchen Sinn hat es noch?
Meine Liebe zu Dir kein Geheimnis.
Worin hast du, du Schöne, deine Lippen getaucht,
dass sie brennen wie rote Verheißung?
Im Gewühl der Boulevards hab ich dich einst gesehn
und seitdem finde ich keinen Frieden.
An der Ecke, wo Bettler um Almosen flehn,
tritt die Sehnsucht wie Hufschlag mich nieder.
Jeden Tag, jede Nacht irr ich durch die Alleen,
reiße Blätter vom Baum in der Hoffnung,
dass dein Mund oder Haar sie gestreift haben mag.
Aber leer werf ich sie in die Gosse.
In die Schaufenster blick ich hinein, denn vielleicht
find ich dort deine Augen gespiegelt.
Doch die flatternde Hoffnung meinem Hirn schnell entweicht,
fühl die Zeit nur noch tiefer versinken.
Wo bist du jetzt, mein Freund – in dem Schimmer am Rand
meines einsamen Wolkengesichtes?
Oder bleibt mir von dir nur die Sehnsucht, gebannt
in meine scharfen verstörten Gedichte?
Tränenschleier am Glas. Welchen Sinn hat es noch?
Meine Liebe zu dir kein Geheimnis.
In mein Blut hast du Schöne deine Lippen getaucht,
dass sie brennen wie rote Verheißung.
(Deutsche Übertragung von Nicole Nau, CC BY-ND)