Monta Kroma (1919-1994)
Trotuārs kā margrietiņa balts
Trottoir weiß wie Gänseblümchen, denn es ist mein Freund, wir reden über Relativismus, über das Ziel, über das Grab, das eine duftende Tiefe der Natur ist, die hat ihm der Naturasphalt hinterlassen, den man auf Trinidad fördert. Trottoir ist mein Freund, denn es ist ein Weg, deshalb sehe ich es nicht in Grau und wir freuen uns miteinander. (So ist das ja immer mit Freunden. Ich habe einen krummen Rücken, doch mein Liebster sieht den leicht zitternden Rücken einer Stute.) Autos gleiten zischend vorüber: das Meer rauscht. – Grüß dich, Natur! Grüß dich, Natur! rauscht es zurück, an mich gerichtet. In froher Demut neige ich den Kopf. Ich trenne nicht. Gedicht über die Stadt, heißt es, sind Urbanismus. Wie aber trennen die Stadt vom Land und, noch etwas darunter, den Menschen? Denn das Land ist der Schaffensantrieb der Erde und die Stadt ist der Schaffensantrieb des Menschen. Ich trenne nicht. Alles eins, alles Natur, kreuz und quer Erde mit Waldwurzeln ist wie Stadt mit Straßen, Leichen ruhen ganz wie Blüten Erde ist übervoll. Ich trenne nicht, alles eins, alles Natur, ich bin Natur, ich gehe durch die Natur immerzu gehe ich. Immerzu bin ich auf dem Trottoir. Trottoir weiß wie Gänseblümchen.
(Deutsche Übertragung von Nicole Nau)