Anna Auziņa: Identitāte
aus dem Lettischen von Nicole Nau
Identität
Inspiriert von Lev Rubinstein
- Am Stromkasten blühen Tulpen.
- Bis Vērtuži sind es etwa vier Kilometer.
- Bombis war immer hungrig.
- Paps starb und die Latvenergo nahm den Zähler ab.
- Mir scheint, das Herz ging erst nach Zweitausendzehn auf.
- Juris war ein wunderbarer Kater, stolz, widerspenstig. Im Alter wurde er milder.
- Betija spielte Klavier.
- Ernests wohnte in Moskau.
- Dreiundneunzig wohnte ich im Juni allein in Bīnāti, aß Rhabarber und Büchsenmilch.
- Manche dürfen ohne Kinder leben.
- Wenn wir ihn nachts nicht rauslassen, wird es noch schlimmer.
- Sonja wohnte auch in Moskau.
- Paps tastete nach den Schmerztabletten.
- Jana und Mitja lebten in Petersburg.
- Sechsundachtzig gingen meine Schwester und ich nach Vērtuži in der Hoffnung auf Sahne. Auf dem Rückweg regnete es und wir verkrochen uns in einem Betonrohr wie zwei Embryos im Uterus.
- Anna hatte fünf Kinder: die Töchter Mīle, Minna und Olga, die Söhne Kārlis und Jānis.
Dies ist nur der Anfang, es geht weiter bis 157. Den ganzen Text gibt es hier als Audio:
Diesen Text habe ich zuerst gehört (auf den Lyriktagen in Riga im September 2014) und erst danach gelesen (in „Latvju teksti“ Nr. 5/2014), und ich bin froh über diese Reihenfolge, obwohl der Text auf beide Arten großartig ist.
Anna Auziņa publiziert Gedichte seit 1991. Hier ist eins von ihr gelesen während der Leipziger Buchmesse 2015 (nur auf Lettisch, ich übersetze nur den ersten Satz):
Anna Auziņa: Man iekšā ir grāmata un es to uzrakstīšu. (In mir ist ein Buch und ich werde es schreiben.)
(Das Beitragsbild ist von hier)