An Riga

Aleksanders Čaks (1901-1950): Rīgai

An Riga

Auf meiner Zunge ist dein Hauch gebrochen,
Hat sich zerteilt, damit ich leben kann.
Dein bin ich von den Fersen bis zum Nacken,
Dein ganz.

Du kannst dich niemals von mir fort bewegen
Ich bin der Raum, der über dir erblasst.
Auf deiner Straßen Lenden endet einst mein Leben,
Von Lampen wie von Kerzen eingefasst.

Die Zeit hüllt meinen Leichnam ein in den Geruch der Straßen
und legt auf meinen Mund ein feuchtes Blatt.
Ein losgerissenes Plakat umflattert meine Nase,
In meinen Armen betten Tauben sich zur Nacht.

Fängt dann mein Körper langsam an zu quellen
Und Lindenwurzeln saugen meine Säfte auf,
Ist auch der Herbst in allen Parks zur Stelle
und pflückt in seinen Korb der Bäume Laub.

Dann steig ich auf wie kalter Morgennebel
In dem sich still ein Kranichruf versteckt.
Will mich in gläsern fernes Blau erheben,
Dann breche ich zusammen. Und bin weg.

Deutsch von Nicole Nau

Tipp: Originaltext in der Liedfassung von Uldis Stabulnieks auf YouTube.

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